Das Schlotterbeck-Areal
Dokumentation des Umbaus einer Autowerkstatt und Garage aus den 1950er Jahren in Zürich
Ein Text von Sophie Lovell
In den 1950ern, als das Automobil unsere Welt im Sturm eroberte, schossen allerorts Autowerkstätten und Ausstellungsflächen, so gross wie Einkaufszentren, aus dem Boden und gehörten bald zum vertrauten Erscheinungsbild der Stadtrandzone.
Die damals von den Basler Architekten Suter & Suter gestaltete Citroën-Garage Schlotterbeck in Zürich ist ein perfektes Beispiel dafür. Doch wirtschaftliche Verhältnisse und Bedürfnisse ändern sich und so wurde der unter Denkmalschutz stehende Bau mit seinen Doppelhelix-Zufahrtsrampen von Giuliani.Hönger Architekten zu einem Mischnutzungsobjekt umgebaut, das Wohnungen und Gewerbeflächen umfasst.
Bei allem Wandel gingen die neuen Architekten das Projekt aber im Sinn und Geist ihrer Vorgänger an. Der einst periphere Standort ist heute dicht bebaut und verlangte daher eine intensivere Raumnutzung und ein grösseres Volumen bei gleichzeitiger Bewahrung der markanten Silhouette des Gebäudes. Mit chirurgischer Präzision brachten Giuliani.Hönger mehr Raum, Licht und formale Vielfalt ein und verwandelten einen Palast für Automobile in hochwertigen Wohnraum für Menschen.
Die baulichen Veränderungen in der Umbauphase wurden vom Schweizer Fotografen David Willen dokumentiert. Auch unsere Vorstellungen von Dauerhaftigkeit, Zerstörung, Renovation, Konservierung und Erhaltung haben sich im Laufe der Zeit verändert. So halten Willens Bilder für uns Szenen und Räume im Übergang fest, die wir zu schätzen gelernt haben. Durch seine Augen sehen wir ein im Wandel begriffenes Bauwerk und vergessene Baureste, die er mit geradezu andächtiger Sorgfalt aufgenommen hat.
Sein Projekt verknüpft die zeitliche Dimension mit dem dreidimensionalen Raum und komprimiert das Ganze für uns erneut in zwei Dimensionen. Willen hat ein Gespür für den ästhetischen Reiz, den uns solche Schnittstellen zwischen höchster Präzision und Entropie verschaffen, zwischen der Vergänglichkeit der Dinge und der Geburt des Neuen. Damit werden wir nicht nur Zeugen der Wiedergeburt eines Gebäudes, sondern auch der Entstehung eines Kunstwerks.
Ãœbersetzung: Suzanne Schmidt
The Schlotterbeck Site
Documenting the conversion of a 1950s automobile workshop and garage in Zurich, Switzerland
by Sophie Lovell
In the 1950s, when the car was king, automobile workshops and showrooms the size of shopping malls became a frequent sight on the urban periphery. The Schlotterbeck Citroën Garage, designed back in the day by Basel architects Suter & Suter, is a perfect example. But economies and needs change and so the listed building, with its double helix access ramps, was converted into a hybrid commercial and residential building by giuliani.hönger architects.
Change in this case meant that the new architects worked in tandem with the spirit of their predecessors. The once peripheral location is now dense and required a more intensive use of space and increase in volume, without ruining the building’s striking silhouette. With surgical precision, giuliani.hönger succeeded in implanting space, light and formal variety; turning an automobile palace into fine homes for humans.
During the conversion phase, Swiss photographer David Willen documented the changes taking place within the structure of the building. The value of permanence, ruin, renovation, conservation and preservation have also shifted a lot in our understanding over time. And so Willen’s images preserve for us these transient scenes and spaces that we have learned to value. Through his eyes we see a building in metamorphosis with incidental remnants shot with near pious care.
This project connects the dimension of time to three-dimensional space and compresses it back to us again in two dimensions. Willen understands the aesthetic kick we get out of the intersections of great effort with entropy; the mortality of things and the birth of the new. And through this project we get to see, not just the rebirth of a building, but the birth of an artwork as well.